Aus vergangenen Fehlern lernen: Solidarität mit den Frauen im Iran!

Asyl in Not ist hervorgegangen aus dem Unterstützungskomitee für politisch verfolgte Ausländer*innen, gegründet 1985 von geflüchteten Menschen aus dem Iran. Die meisten kamen aus der Widerstandsorganisation der Volksfedajin, die schon gegen den Schah gekämpft hatten und am Aufstand, der zu seinem Sturz führte, führend beteiligt waren. Die Gefahren, die von den Mullahs ausgingen, hatten sie zu spät erkannt. Sie waren bitter enttäuscht, als an die Stelle der erhofften sozialistischen Revolution die islamische Konterrevolution getreten war.

Den Sieg des islamischen Faschismus, der Millionen Menschen das Leben kostete, hatten die iranischen Linken sämtlicher Fraktionen mitverschuldet, erstens weil sie Khomeini für einen „Antiimperialisten“ hielten und glaubten, ihn deshalb unterstützen zu müssen; zweitens weil sie die große revolutionäre Frauenbewegung im Stich ließen, die noch am 8. März 1979 hunderttausende Frauen auf die Straße gebracht hatte.

Die Frauen wurden sodann von den Mullahs und ihren Schlägern niedergeknüppelt. Aber das war in den Augen vieler Linker nur ein Nebenwiderspruch… Die Folgen kennen wir: Kopftuchzwang, Auspeitschungen, Steinigungen. Der Iran versank unter dem Schleier der schwärzesten Reaktion.

Nach der Niederwerfung der Frauen kamen die linken Männer an die Reihe, eine Organisation nach der anderen, Fedaijin, Mujaheddin, und auch die Tudeh-Partei, deren Anhänger im Dienst Khomeinis, des „Antiimperialisten“, andersdenkende Genoss*innen als „Konterrevolutionäre“ denunzierten, solange bis sie selbst an die Wand gestellt wurden und keiner mehr da war, der ihnen helfen konnte.

Aber leider sind die Frontlinien nicht immer so gradlinig wie man glauben möchte. Auch im Iran, wie anderswo, gab und gibt es Frauen, die sich auf die Seite der Reaktion stellten und zu frauenfeindlichen Täterinnen wurden: schwarz verschleiert und Seite an Seite mit den faschistischen Schlägertrupps.

Solche Damen sind auch bei jetzigen regimetreuen Demonstrationen im Iran zu sehen. Aber auch in Europa gab und gibt es Pseudolinke, die das Kopftuch für ein Zeichen der Befreiung halten.

In den vergangenen Tagen sind im Iran viele tausende Männer und Frauen gemeinsam auf die Straßen gegangen. Sie protestierten zunächst gegen den Mord an einer jungen Kurdin, begangen von der „Sittenpolizei“ des islamischen Regimes. Mittlerweile geht es ihnen um viel mehr: um den Sturz des islamischen Regimes.

Sie kämpfen gegen eine scheinbar übermächtige faschistische Staatsgewalt. Der Ausgang ist ungewiss. Es gab einige Revolten in den vergangenen Jahrzehnten, die niedergeschlagen wurden, die sich aber dem kollektiven Bewusstsein einprägten und dem jetzigen Aufstand den Weg bereitet haben.

Asyl in Not ist den iranischen und kurdischen Freiheitsbewegungen seit jeher eng verbunden. Wir rufen auch jetzt zur Solidarität mit den kämpfenden Frauen und Männern im Iran und in Kurdistan auf.

Wir kämpfen gegen Rassismus und Faschismus (samt deren

Hilfswilligen) in jeglicher Gestalt. Daher wenden wir uns auch gegen alle jene hier in Österreich, die den Islamismus verharmlosen. Für sie darf in zivilgesellschaftlichen Strukturen kein Platz sein.

Michael Genner

Asyl in Not

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