“Organisiert euch!”

Liebe Leser:innen,

wir veröffentlichen hier die Rede, die Kübra Atasoy, Vorsitzende von Asyl in Not, vergangenen Donnerstag auf der Donnerstagsdemonstration anlässlich des Wahlsiegs der FPÖ vor dem Parlamentsgebäude gehalten hat.

“Schönen Abend euch, es ist schön zu sehen, dass so viele Menschen gekommen sind, um ein Zeichen zu setzen gegen eine FPÖ-Regierungsbeteiligung. Und ich hoffe, es bleibt nicht bei einem Zeichen. 

Asyl in Not ist eine politische Menschenrechtsorganisation, die vor allem Rechtsvertretung und Beratung im Asylverfahren bietet, aber auch Gewaltberatung für von Gewalt Betroffene – in der Realität: Frauen – und auch in Fällen von politischer Repression, von Racial Profiling unterstützt. 

Aufgrund dieser Arbeit, habe ich den Verdacht, ist es meine Aufgabe, heute ein bisschen darüber zu reden, wie sich Geflüchtete und Migrantinnen und, seien wir ehrlich, Ausländer, in Österreich wohl fühlen angesichts einer FPÖ-Beteiligung. 

Wir alle wissen nicht erst seit dem Wahlergebnis, dass wir hier nicht gewollt werden. Wir sind in Österreich nicht willkommen. Meine Großeltern sind heuer exakt vor 60 Jahren nach Österreich gekommen. Und der Rassismus ist heute auf einer ganz ganz anderen Ebene so schlimm wie schon lange nicht mehr. Nicht weil das Wahlergebnis so erschreckend ist – sondern weil alle in den letzten Jahren zugesehen haben. 

Ich bin heute hier um hinaus zu schreien: organisiert euch! Öffnet Räume! Werdet stark! 

Bedrängt die, die zu Weihnachten mit ihren Nazi-Onkels und Tanten am Tisch sitzen. Ihr wisst schon, die, die glauben, dass wir nicht wissen, wie sie über uns reden. Die, die glauben, wir hätten keine Ahnung, was sie wirklich über uns denken. Schon ziemlich peinlich in einem Österreich, wo es bei den 68ern noch zum politisch guten Ton gehört hat, Nazis einfach offen auf die Gosch’n zu geben. 

Die Mehrheit der Wähler:innen in Österreich sind Rassist:innen. Da gibt es nichts zu beschönigen. Sie leben in einer Parallelgesellschaft.

In einer, in der sie mit jeder Freiheit und jedem Wohlstand aufgewachsen sind.

In Reichtum.

Und vor lauter Sicherheit, Gier und Geiz sind sie denen was neidig, die vor politischer Verfolgung, vor Rassismus, vor ethnischer Verfolgung, in Österreich Schutz suchen.

Peinlicher geht’s wohl nicht mehr!

Ich bin nicht dankbar, hier sein zu dürfen.

Ich bin nicht dankbar, nützlich sein zu dürfen, Steuern zahlen zu dürfen, meinen Wert wieder und wieder beweisen zu „dürfen“ in diesem Land.
Und die nächste Person, die mir zu meinem Deutsch gratuliert, kassiert eine Ohrfeige. 

Es ist Zeit, den Nazis dieses Landes wieder das Fürchten zu lehren. Aber Leute: nicht mit Diversity-Kampagnen, nicht mit Modern-Art-Performances, leider auch nicht mit Dabke-Performances. Nein, durch antifaschistische Organisation. Ich möchte nicht mehr auf Donnerstagsdemos reden. Ich möchte nicht mehr. Ich habe im Vorfeld dieser Demonstration ein bisschen gewitzelt, ob ich für diese Demonstration eventuell die Rede von vor fünf Jahren oder die Rede von vor zehn Jahren nochmal verwenden soll. Denn wenn das Einzige, was ihr tut, auf Donnerstagsdemos zu gehen, ist…

Dann, meine Leute, tut’s mir sehr leid, sehen wir uns in fünf Jahren wieder hier. Dann wird sich nichts tun.

Also: Beschimpft Nazis! Bedrängt sie! Lasst Martin Sellner sich wieder einnässen!

Weil wenn sie als nächstes meine Kinder bedrängen, die vierte Generation in diesem Land, dann, meine Lieben, werde ich euch zur Rechenschaft ziehen.”

Donnerstag, 3. 10. 2024
Kübra Atasoy

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