Ein Bericht von Daniela Falkner
Diplomierte Sozialarbeiterin, seit 2003 bei Asyl in Not

Als ich im April 2006 nach einer kurzen Babypause wieder als Sozialarbeiterin bei Asyl in Not anfing, schien es mir, als könne man für Asylwerber rein gar nichts mehr erreichen. Das einzige war, ihnen wenigstens zuzuhören. Es war aber oft genau das, was sie brauchten: Zuhören, Nachfragen, Teilnehmen an ihrer schwierigen Situation. Aber am Ende eines Gesprächs blieb mir oft nur die traurige Aussage, dass mir die Hände gebunden sind. Derzeit bin ich froh, wenn ich mit der Aufnahme der Anliegen am Beratungstag durchkomme – von der Nachbearbeitung, der eigentlichen Arbeit, gar nicht erst zu sprechen.

Die Grundversorgung mit ihrem Ziel, alle hilfsbedürftigen AsylwerberInnen zu versorgen, kann diesem Anspruch keines Falls Rechnung tragen. Diesen Aspekt würde ich als Kernstück meiner Tätigkeit definieren.

Hier werden AsylwerberInnen Opfer von willkürlichen Kämpfen zwischen den Bundesländern. Die unmenschliche „Paragraphenherumreiterei“, wenn es um die Versorgung von Menschen und die Einhaltung von Grundrechten geht, muss man als BeraterIn oft kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen. Es sind unzählige Interventionen notwendig, um hin und wieder ein Erfolgserlebnis zu haben, z.B. wenn sich ein Bundesland dann doch für „zuständig“ erklärt.

Oft erfordert es eine Vermittlung, wenn es um die Verbesserung der Zustände in Flüchtlingsheimen geht: von einem regelrechten Essenskampf bis hin zu untragbaren Entfernungen, die Kinder zurücklegen müssen um die Schule besuchen zu können.

Dass Familien mit Kindern auf der Straße stehen, ist keine Seltenheit. Dem bevorstehenden Winter schaue ich mit nicht sehr positiven Gedanken entgegen – die Leidtragenden sind, wie so oft, die schwächsten Glieder der Gesellschaft.

Im Bereich der Schuldenregulierung können öfters mit Krankenanstalten zufrieden stellende Vereinbarungen getroffen werden. Die Zusammenarbeit mit Ärzten und Spitälern ist generell sehr positiv und unsere KlientInnen konnten fast alle kostenfrei untersucht und behandelt werden.

Im Bereich Bildung und Deutschkurse sind die Erfahrungen positiv, Volkshochschulen zeigen sich immer wieder verständnisvoll. Fast ein Viertel der Klienten haben Fragen zum Studium und Schulbesuch. Hier kooperieren wir mit dem Afro-Asiatischen Institut und der Universität Wien. Zwar ist auch AsylwerberInnen der Zugang zur Universität möglich, aber sie brauchen Zeugnisse. Die meisten haben aber aus verständlichen Gründen keine bei sich. Dennoch können sie nach bestandenen Prüfungen ihr Studium beginnen oder fortsetzen. Das bedarf vieler Interventionen, auch wenn es darum geht, das Studium zu finanzieren. Die größte Nachfrage besteht weiterhin an Deutschkursen.

Viele Klienten haben Fragen zum Arbeitsrecht und benötigten Hilfe bei der Arbeitssuche. Die meisten wollen arbeiten, weil sie nicht von Almosen abhängig sein wollen. Viele benötigen eine Arbeit, da sie eine Privatunterkunft haben. Da der Zugang zum Arbeitsmarkt fast unmöglich ist, der Staat keinerlei finanzielle Unterstützung zukommen lässt, ist das Abdriften in die Illegalität, also Schwarzarbeit, oft logisch.

Aber auch nach der Anerkennung als Konventionsflüchtling beginnen neue Probleme. Zwar sind sie mit österreichischen und EU-Bürgern weitgehend gleichgestellt, haben aber eine schwierigere Ausgangsposition. Wegen mangelnder Deutschkenntnisse und fehlender Qualifikation ist es schwierig, einen gerecht entlohnten Job zu finden. Auch die Unterkunftssuche bereitet Probleme. Zwar bietet der Fonds zur Integration von Flüchtlingen mit Hilfe des Innenministeriums Wohnungen an, aber nur wenn der Antragsteller eine Arbeit hat.

Eine strikte Trennung der Probleme von Asylwerbern und anerkannten Flüchtlingen ist kaum möglich. Wir begleiten Menschen in der gesamten schwierigen Phase, vom Asylwerber zum anerkannten Flüchtling und auch danach, in folgenden sozialen Arbeitsbereichen:

  • Grundversorgung / Krankenversicherung
  • Unterkunftssuche / Notquartier
  • Sozialhilfe
  • Schuldenregulierung / allgemeine finanzielle Angelegenheiten
  • Staatsbürgerschaft
  • Arbeitssuche / arbeitsrechtliche Beratung
  • Deutschkurse / Schule / Studium
  • Gesundheit
  • Familiäres
  • Administration, Aktenordnung, Kontakt mit Behörden und anderen Organisationen.

*

So weit der Bericht von Dani Falkner. Für Beratung und Betreuung in allen diesen Bereichen ist sie lediglich zu zehn Wochenstunden angestellt. Klar, daß das nicht reicht; aber selbst die bescheidene Summe von 5000.- Euro, die diese geringfügige Beschäftigung im Jahr kostet, will uns die Gemeinde Wien nicht zahlen.

Wir danken allen Leserinnen und Lesern, die in den letzten Tagen für Danis Arbeitsplatz gespendet haben (knapp 1500.- Euro sind es bis jetzt), und sammeln weiter: Bitte, helfen Sie uns helfen! Wenn 100 Leute je 50 Euro zahlen (oder 50 je 100), haben wir es geschafft! Wenn 300 es tun, ist es sogar ein Halbtagsarbeitsplatz.

Asyl in Not

Währingerstraße 59

1090 Wien

Tel.: 408 42 10-15, 0676 – 63 64 371

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