Jetzt bin ich also 63 geworden und habe noch immer viel vor. Aber manchmal fühle ich mich müde und ausgebrannt. Manchmal scheint alle Mühe vergebens, scheint das Unrecht übermächtig zu sein.

Aber dann hilft mir mein Altersstarrsinn. Und ich freue mich über jeden Menschen, dem ich helfen konnte – und das sind doch so manche jedes Jahr. Und genauso über jedes Schwein in der Politik und in der Beamtenschaft, das ich ab- oder zumindest angeschossen habe (natürlich nur bildlich gesprochen, meine Herren vom Verfassungsschutz).

Und außerdem, Joan Baez ist heuer siebzig geworden. Sie ist noch immer aktiv und erst voriges Jahr bei einer Kampagne gegen das verschärfte Fremdenrecht in Arizona aufgetreten.

In meiner Jugend war Joan Baez eine Ikone der Friedensbewegung – mit der ich freilich weniger zu tun hatte, ich war damals mehr für den Befreiungskrieg. Jetzt im Alter habe ich ihre Stimme und ihre Lieder lieben gelernt.

Zu ihrem Siebziger hat sie verkündet, sie wolle sich nun doch etwas mehr Zeit für ihre Familie nehmen, ihre 97jährige Mutter und ihre sechsjährige Enkelin. Aber später werde sie sich bestimmt wieder mehr politisch einbringen, ein geeignetes Thema werde ihr schon einfallen…

Diese Nachricht baut mich auf (leider finde ich den Link nicht mehr). Wenn ich einmal mit siebzig auch noch so optimistisch in die Zukunft blicken kann…

Fast noch mehr beeindruckt hat mich der Geburtstag einer anderen Symbolfigur meiner Jugendzeit: General Giap ist hundert geworden! Der Besieger der französischen und amerikanischen Kolonialherren in Vietnam.

Daß Amerika den Vietnamkrieg verlor, dazu haben Joan Baez und General Giap ihren Beitrag geleistet, mit verschiedenen Mitteln und an verschiedenen Stellen der Front.

Ganz so rüstig wie damals ist Giap jetzt freilich nicht mehr, er liegt in einem Militärspital, aber er hat vor zwei Jahren vom Krankenbett aus eine Protestkampagne vietnamesischer UmweltschützerInnen gegen eine Bauxitmine in Gang gebracht. Medienberichte nannten ihn daher den „grünen General“. Auch auf seine ganz alten Tage hat er nicht aufgehört, den jeweiligen Machthabern unbequem zu sein.

Also, hundert muß ich ja nicht unbedingt werden. Aber ein paar Jahre Kampf werde ich mir schon noch gönnen.

Denn es gibt noch viel zu tun, viel Unrecht gehört weggeräumt – und vielleicht kommt ja doch eines Tages, ganz unerwartet, wie so oft in der Geschichte, die große Veränderung, zu der ich meinen bescheidenen Teil beitragen darf.

Michael Genner

Obmann von Asyl in Not

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