Yasar, eine türkische Trans-Frau, sitzt in Wien in Schubhaft. Wenn sie abgeschoben wird droht ihr “Ehrenmord” durch Auftragskiller ihrer Familie, die ihre Transidentität als unerträgliche Schande empfindet. Wie fast alle Trans-Frauen in der Türkei wäre sie zur Sex-Arbeit unter lebensbedrohlichen Umständen gezwungen und dem Terror durch Polizei und transphobe Schläger ausgesetzt. Sie müsste in einem gesellschaftlichen Klima leben, in dem Morde an Trans-Menschen geduldet werden und Misshandlungen an der Tagesordnung stehen.

Yasar fühlt sich als Frau und hat in der Türkei vollständig als Frau gelebt. Ihr Personenstand ist allerdings noch männlich. In der Pubertät hat sie ohne jede hormonelle Behandlung weibliche Formen entwickelt und es besteht der starke Verdacht, dass sie eigentlich intersexuell ist.

Aufgrund ihrer Transsexualität wurde Yasar in der Türkei mehrmals von der Polizei und von transphoben Schlägern schwer misshandelt und vergewaltigt. Ihr Körper trägt deutlich sichtbar die Narben von zahlreichen Messerstichen und Verletzungen durch Gummigeschosse. Aufgrund der Misshandlungen ist ihre Wirbelsäule verkrümmt und ihr Brustkorb eingedrückt, was bis heute zu gravierenden orthopädischen Problemen führt. Ihr Gesicht wurde so stark zerschlagen, dass Knochen gebrochen sind und sie nun auf einem Auge blind ist. Bei einem Messerattentat wurde sie durch einen Lungenstich schwer verletzt. Wie bei ähnlichen Fällen hat sich die Polizei geweigert, auch nur eine Anzeige entgegenzunehmen.

Yasar war auch gezwungen im Verborgenen zu leben, da sie fürchtet, durch ihre Familie ermordet zu werden. „Ehrenmord“ durch die Familie oder die Ermordung durch transphobe Männer sind für Transsexuelle in der Türkei keine Seltenheit. Fast monatlich wird ein Mord an einer Trans-Frau bekannt. Einige enge Freundinnen Yasars wurden in den letzten Jahren ermordet und sie musste auch zusehen, wie Freundinnen durch zahlreiche Messerstiche schwerst verletzt wurden.

Es ist wohl kein Wunder, dass Yasar ihre Lebenssituation unerträglich geworden ist und sie die Flucht angetreten hat.

Für ihre Flucht nach Österreich hat sich Yasar im September 2009 die Haare abgeschnitten, sich männlich gekleidet und ihren weiblichen Vornamen abgelegt. Seither verbirgt sie ihre geschlechtliche Identität, weil Personenstand und Vorname in ihren Papieren nicht zu ihrem weiblichen Äusseren passen. Sie lebt seither in Unterkünften mit Männern zusammen, muss unter der Dusche Erklärungen dafür finden, wieso sie weibliche Brüste hat und ist der Verachtung ihrer Mitbewohner ausgesetzt. Zur Zeit ist sie wieder mit Männern im Polizeianhaltezentrum Hernals interniert.

Yasar lebt in ständiger Angst – nicht erst seit September 2009.

Ihr Asylantrag wurde in erster Instanz abgelehnt. Ihre rechtliche Vertretung durch den sogenannten “Verein Menschenrechte Österreich” hat es verabsäumt, Beschwerde gegen den erstinstanzlichen Bescheid des Bundesasylamtes Innsbruck einzulegen. Danach hat dieser Verein das Wiederaufnahmeverfahren gründlich verpatzt.

Nach ihrer Verhaftung am 29. Mai 2011 ist ein Versuch, eine Abschiebung unter Berufung auf Art. 3 EMRK (Refoulementverbot) zu verhindern gescheitert. Die Abschiebung wurde für den 15. Juni angesetzt.

Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass Yasar aus der Schubhaft entlassen wird!

Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass Yasar nicht in die Türkei abgeschoben wird!

Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass Yasar und ein Aufenthaltsrecht in Österreich erhält!

Mag. Judith Ruderstaller, Leiterin der Rechtsabteilung von Asyl in Not, hat nun in diesem späten Stadium die Vertretung von Yasar übernommen und bereitet eine Beschwerde an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vor.

Wir werden weiter berichten.

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