Aus Angst vor der Dublin-Abschiebung nach Ungarn
Selbstmordversuch eines jungen Afghanen!
Nasir[1] ist nach Österreich geflüchtet, wo sein älterer Bruder lebt und Arbeit und einen Aufenthaltstitel hat. Der Vater ist in Afghanistan umgebracht worden. Nasir ist schwer traumatisiert und hat nicht nur in seiner Heimat, sondern auch in Ungarn Schreckliches erlebt:
Er war mit einer Gruppe von Flüchtlingen vom Weg abgekommen, hat sich verirrt, mußte im Wald schlafen und wurde dort von einer Gruppe ungarischer Männer überfallen, zusammengeschlagen und ausgeraubt.
Er ist daher weitergeflüchtet, war drei Monate unter den bekannt schlimmen Umständen in Traiskirchen untergebracht und wohnt jetzt bei seinem Bruder in Salzburg. Daß er minderjährig ist, hat man ihm nicht geglaubt.
Er hat panische Angst, nach Ungarn zurückzukehren. Aber das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) beabsichtigt, seinen Asylantrag als unzulässig zurückzuweisen und Nasir nach Ungarn abzuschieben.
Nasir hat mir Vollmacht erteilt, ich habe eine ausführliche Stellungnahme an das BFA zu den Zuständen in Ungarn und zur deutschen Judikatur geschrieben (deutsche Verwaltungsgerichte haben Abschiebungen nach Ungarn schon öfters gestoppt).
Seither sind einige Wochen vergangen. Nasir hat ständig Albträume, Angst- und Panikattacken. Es ist die Ungewißheit, die ihn fertig macht. Vor kurzem hat er sich mit einem scharfen Messer in den Oberschenkel gestochen und sich Schnittverletzungen am Bauch zugefügt.
Er wurde auf die Psychiatrie gebracht, nach einem Tag entlassen, lebt jetzt wieder beim Bruder. Dem BFA habe ich am 15. Oktober den ärztlichen Entlassungsbrief geschickt. Ich habe beantragt, Nasir sofort zum inhaltlichen Asylverfahren zuzulassen, da jede weitere Verzögerung seinen Gesundheitszustand erheblich verschlechtern würde.
Seither ist nichts geschehen. Man läßt ihn weiter dunsten. Weil Mikl-Leitner ihre Beamten anweist, an Dublin „hart“ festzuhalten. So geht Österreich mit verzweifelten, schutzsuchenden Menschen um.
Asyl in Not wird alles tun, um die Abschiebung dieses unglücklichen Menschen zu verhindern. Liebe Leserinnen und Leser, helfen Sie uns helfen – spenden Sie Recht!
Michael Genner
Obmann von Asyl in Not
22. Oktober 2015
Online spenden:
https://asyl-in-not.org/php/spenden.php
[1] Name geändert