Asylheimbrand Racheakt
Sehr geehrte Damen und Herren!
Als langjähriger Leser und Abonnent Ihrer Zeitung bin ich sehr betroffen, dass „Der Standard“ einen Bericht über den Brand in einem Flüchtlingsheim in Klagenfurt mit einem Toten und vielen Verletzten mit dem Hinweis einleitet, dass es sich möglicherweise um einen Racheakt verfeindeter Asylwerber handelt und mit der Aussage des Kärntner Landeshauptmannes schließt, dass der Brand möglicherweise auf zwei verfeindete Gruppen der Drogenmafia zurückgeführt werden könnte.
Bisher zählte „Der Standard“ zu den wenigen Medien in Österreich, die immer wieder durch kritische Berichte auf die Unmenschlichkeiten des neuen, von der früherern ÖVP-FPÖ-BZÖ-Koalition mit parlamentarischer Unterstützung der SPÖ beschlossenen Fremdenrechtes hinweisen.
Seit dem Erstickungstod von Markus Omofuma wird der Öffentlichkeit immer wieder das gleiche Erklärungsmuster präsentiert, wenn Flüchtlinge, vor allem wenn sie aus Afrika kommen, in unserem Land zu Tode kommen und rassistischen Diskriminierungen ausgesetzt werden: möglicherweise, wahrscheinlich und sicherlich selber daran Schuld.
Warum fällt unserem “Möglichkeitssinn” (Musil) immer diejenige Möglichkeit als erste ein, die die Schuld an ihrem Unglück den Erniedrigten und Beleidigten selber zuzuweisen und uns davon zu exkulpieren erlaubt?
Hat die Wirklichkeit des neuen Fremdenrechtes, aufgrund dessen zum Beispiel Ehepaare auseinandergerissen und Kinder von den Eltern getrennt werden können, mit diesem österreichischen Möglichkeitssinn zu tun? Hat dieser Möglichkeitssinn vielleicht seine Ursache darin, dass regelmäßig Wahlen auf dem Rücken der Erniedrigten und Beleidigten geführt werden, um von der Wirklichkeit zunehmender sozialer Probleme abzulenken? Ist es möglich, dass auch „Der Standard“ sich diesem Trend anzuschließen beabsichtigt?
Mit freundlichen Grüßen
MinRat iR Dr. H. Leitner