Die finanzielle Entwicklung 2007
Das Jahr begann in dem Bewusstsein, dass finanziell keine grossen Sprünge zu erwarten waren. Zwar waren wir nach langer Zeit wieder schuldenfrei, das Wissen aber, dass nach Ablauf des Equal-Projektes im Juni, keinerlei Subventionen mehr zur Verfügung stehen werden, stellte uns vor die grosse Frage: werden die Spenden ausreichen, um Michaels Gehalt danach weiter bezahlen zu können oder nicht?
Schon am ersten Jänner wussten wir dann, dass das nicht die einzige Unbekannte bleiben würde. Die Aussage unseres Obmanns zum Tod von Ministerin Prokop, hatte nicht nur mediale Konsequenzen, sondern, wie sich bald zeigte, auch finanzielle. Zwar konnten wir an den Spendeneingängen sehen, dass unsere AnhägerInnen sich nicht von uns abgewendet haben, eher im Gegenteil, unsere Haupteinnahmequelle, die Kunstauktion stand aber plötzlich in Frage.
Viele Sponsoren haben sich in Folge der Causa Prokop verabschiedet und kurz haben wir ernsthaft überlegt die Kunstauktion in diesem Jahr abzusagen. Wir haben es zum Glück nicht getan. Ohne hier jetzt auf weiter Details dazu eingehen zu wollen, möchte ich dieses Kapitel so zusammenfassen: Die Auktion 2008 hat Netto ca 23.000 gebracht, was ziemlich genau dem Gehalt von Michael und Dani zusammen, in einem Halbjahr entspricht. Kurz gesagt, die Entscheidung, die Kunstauktion trotz aller Schwierigkeiten zu veranstalten, hat uns den Weg aufs Arbeitsamt erspart.
Weitere signifikante Veränderungen im letzten Jahr betrafen einerseits das Kabarett, das, hauptsächlich wegen Prokop, weniger einspielte als gewohnt. Andereseits die Spenden von KlientInnen deren Fälle zu einem positiv Abschluss gebracht werden konnten. Alleine auf diesem Weg nahmen wir ungefähr 20.000 Euro ein. Wie es aussieht wird diese Art der Einnahme mehr und mehr zu unserer Wichtigsten. Auf jeden Fall wird die Zukunft unserer finaziellen Situation und damit useres Personalstandes wesentlich davon abhängen.
Was die Ausgabenseite betrifft haben wir versucht wo es geht zu sparen. Neue, billigere Handy- und Inertnetverträge und der Umstieg auf ein neues Konto haben uns zusätzlich einige hundert Euro weniger Ausgaben beschert.
Trotz aller fiskalischen Einschnitte konnten wir aber trotzdem im letzten Jahr auch einiges verbessern. So haben wir in den letzten Monaten 5 neue Komputer bekommen, neue Sessel, eine neue Druck- und Kopiermaschine. Michael hat jetzt Internet und den täglichen Standard in seiner Wohnung und bei mir zu Hause liegt eine externe Festplatte auf der ein Backup von allen Asyl-in-Not Daten gespeichert ist.
Wir haben das Jahr mit einem plus von ca. 20.000 Euro abgeschlossen und hätte uns der WAFF schon alle Ausgaben des Equalprojektes rückerstattet, wären es sogar 30.000. Euro.
Mittlerweile, auf Grund der vielen gewonnen Fälle sind es bereits über 38.000 Euro.
Also durchaus schon eine Grössenordnung die es uns erlaubt, ernsthaft über die Einstellung einer Teilzeit RechtsberarterIn nachzudenken.
Cold case: OMOFUMA
MORD VERJÄHRT NICHT
Erster Mai 2009 – zehn Jahre danach
Wir trauern um Marcus Omofuma. Er wurde vor zehn Jahren, am 1. Mai 1999, im Abschubflieger von Fremdenpolizisten umgebracht. Er war eines von vielen Opfern einer langen Kette rassistischer Gewalt.
Den Tätern ist nichts geschehen, sie laufen frei herum. Der Tatbestand des Mordes wurde von keinem unabhängigen Gericht geprüft, weil die weisungsgebundene Staatsanwaltschaft dieses Delikt gar nicht angeklagt hat.
Die verhängten Bagatellstrafen signalisierten allen Nachfolgetätern: Die Tötung eines „Fremden“, eines „Schwarzen“ gar, bleibt hierzulande ungesühnt.
Daher sind noch weitere Opfer gefallen: Wir trauern um Imre Bartos, um Seibane Wague – stellvertretend für viele. Auch in diesen Fällen blieben die Täter ungeschoren.
Daher dauert die Gewalt auch heute noch an: Michael Brennan, US-amerikanischer Lehrer an der Vienna International School, wurde am 11. Februar 2009 von österreichischen Polizisten schwer verletzt.
Und immer wieder, in jedem Fall, die staatliche Schmutzkübelkampagne: Die Opfer sind selber schuld! Der Überfall auf Mike Brennan war „von den gesellschaftlichen und rechtlichen Werten unserer Stadt, unseres Landes getragen“, erklärt uns, mit einem Zynismus sondergleichen, der Polizeipräsident.
Wir gedenken aber auch der vielen namenlosen Opfer. Tag für Tag verschwinden Menschen in der Schubhaft, werden Familien auseinander gerissen, werden Kinder nachts aus den Betten gerissen, werden Väter vor den Augen der Kinder in Handschellen abgeführt.
Sie sind Opfer eines rassistischen Systems, das ständig neue Sondergesetze gegen „Fremde“ hervorbringt und von eigenst ausgewählten und geschulten Beamten exekutieren lässt. Daher ist der Prozentsatz an Rassisten in diesem Bereich auch höher als sonst in der Bevölkerung.
Der Anschlag auf Mike Brennan und die unverschämte Reaktion der Polizei hat vielen Menschen die Augen geöffnet. Am Ersten Mai 2009, Omofumas zehntem Todestag, wollen wir auf die Straße gehen:
Kein Mensch ist illegal! Bleiberecht! Abschaffung aller Sondergesetze! Gleiche Rechte für alle! Die Menschenrechte müssen wieder gelten in diesem Land!
KUNDGEBUNG, anschließend DEMONSTRATION
Freitag, 1. Mai 2009
Treffpunkt: 14 Uhr, Omofuma-Stein
U 2-Station Museumsquartier / Mariahilferstraße
Asyl in Not, 1090 Wien, Währingerstraße 59, www.asyl-in-not.org
Wiener Integrationskonferenz, 1050 Margaretengürtel 96/4, www.wik-vernetzungsbuero.at
P.S.:
Organisationen, die die Aktion unterstützen und auf unserem Plakat genannt werden wollen, bitten wir, uns dies bis DONNERSTAG, 2.4. 2009, elektronisch (mit Logo) mitzuteilen:
Asyl in Not hat sich bereit erklärt, die Druckkosten vorzufinanzieren, da die Wiener Integrationskonferenz nach der skandalösen Streichung ihrer Subvention durch die Gemeinde Wien mittellos geworden ist.
Wir freuen uns aber über jeden Euro und jeden Cent von UnterstützerInnen dieser Aktion (seien es Organisationen oder Private).
Wir brauchen bei der Kundgebung auch eine Bühne und eine Tonanlage; wer uns das gratis zur Verfügung stellt, wird in allen weiteren Rundmails und während der Aktion lobend erwähnt.
Plakate, Flyer und Aufkleber können bei uns bestellt werden.
Für Eure Hilfe danken wir im voraus!
Spendenkonto:
Raiffeisen (BLZ 32000),
Kontonummer 5.943.139, Asyl in Not